Aus Liebe zur Heimat (Sammelband Nr. 1) by Barbara Bogner

Aus Liebe zur Heimat (Sammelband Nr. 1) by Barbara Bogner

Autor:Barbara Bogner
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Herausgeber: Barbara Bogner
veröffentlicht: 2014-07-24T22:00:00+00:00


* * *

Schon der ganze Abend war stürmisch gewesen. Karoline war zeitig zu Bett gegangen, nachdem alle Arbeiten im Stall erledigt waren und versuchte verzweifelt einzuschlafen. Sie fühlte sich körperlich unendlich müde, nur ihr Geist war so wach, dass ihre Gedanken regelrecht Kapriolen schlugen.

Irgendwo im Haus klappte ein Fensterladen, der wohl nicht richtig befestigt war. Die Bäuerin überlegte, ob sie aufstehen und ihn in Ordnung bringen sollte. Dann jedoch entschied sie sich dagegen.

Immer wieder tastete ihre Hand zum Nebenbett, das auch gegen Mitternacht noch immer leer war. Adrian war noch vor Beginn des Unwetters ins Dorf hinuntergegangen, um, wie er sagte, seinen wohlverdienten Abendschoppen einzunehmen. Dass Therese Neubauer ihn begleitete, war natürlich selbstverständlich für ihn.

”Ach Adrian”, seufzte Karoline unglücklich. ”Was ist nur aus uns geworden? So hab ich mir die Ehe gewiss net gedacht.” Sie hielt es nicht mehr länger im Bett aus und stand auf. Bedrückt trat sie ans Fester, zog ein wenig die Gardine zur Seite und beobachtete das Treiben der Natur.

Blitze zuckten über den nachtschwarzen Himmel und erhellten für einen kurzen Augenblick die Umgebung. Drohend erhoben sich die Bergmassive, als wollten sie den Menschen zeigen, wo ihre Grenzen lagen. Dann war wieder alles dunkel. Entsetzliches Krachen zerriss die Stille der Nacht. Der Wind wurde zum Sturm und der hohe prächtige Baum, der schon seit Jahrzehnten neben dem alten Brunnen stand, bog seine Krone zur Seite, als wollte er jeden Moment abbrechen.

Plötzlich begann Karoline, sich zu fürchten. Sie hatte schon viele Unwetter erlebt aber dieses war eines der schlimmsten. Dazu kam, Dass Adrian nicht im Haus war. Sie fühlte sich so allein und verlassen, dass sie glaubte, davonlaufen zu müssen. Dennoch rührte sie sich nicht, sondern stand unbeweglich am Fenster und wartete, bis das Toben der Naturgewalten ein wenig nachließ.

Vom Dorf her hörte sie, wie es zwölf Mal schlug. Mitternacht. Sicher würde es jetzt nicht mehr lange dauern, bis Adrian nach Hause gewankt kam. Sie konnte sich schon gut vorstellen, dass seine Schritte nicht mehr sicher und sein Blick glasig war. Sehnsucht stieg in ihr hoch und sie bemühte sich, diese in Zusammenhang mit Adrians Gesicht zu bringen. Doch es war nicht Adrian, der sich vor ihrem geistigen Auge manifestierte, es war...Paul.

Erschrocken presste sie eine Hand an ihr wild klopfendes Herz. Nein, es durfte nicht sein. Sie war mit Adrian verheiratet. Ihn liebte sie und mit ihm wollte sie alt werden. Der Verstand befahl ihr das.

Weil ihr die Luft im Zimmer plötzlich zu stickig geworden war, lief sie nach draußen. Eine Sturmbö erfasste ihre langen Haar, die jetzt, da sie sie geöffnet hatte, bis weit über ihre schmalen Schultern herabhingen.

Regentropfen klatschten in ihr Gesicht und noch ehe sie richtig zum Nachdenken kam spürte sie, wie sie bereits bis auf die Haut durchnässt war. Karoline störte es nicht. Sie stand im Hof und blickte sich um, versuchte, mit ihren Augen die Dunkelheit zu durchdringen.

Wo blieb Adrian nur? Hoffentlich war ihm nichts geschehen. Sie stand eine ganze Weile da, bis plötzlich, wie von Geisterhand abgestellt, der Regen aufhörte. Noch immer



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